Was sind hormonell wirksame Stoffe?
Hormonell wirksame Stoffe sind Stoffe, die im Körper eine Wirkung wie natürliche Hormone entfalten. Sie werden leider mit einer Vielzahl an gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht, die in den vergangenen Jahrzehnten weltweit verstärkt beobachtbar sind. Dazu gehören unter anderem:
- Rückgang der Spermienqualität
- bestimmte hormonbedingte Krebsarten wie Brust-, Prostata- und Hodenkrebs
- eine verfrühte Pubertät bei Mädchen
- hormonelle Störungen
- Fruchtbarkeitsstörungen
- Diabetes
Auch Föten im Mutterleib, Kleinkinder und Pubertierende sind durch die hormonelle Wirksamkeit von Chemikalien und anderen Stoffen besonders gefährdet, da diese Stoffe die gesunde, natürliche Entwicklung stören können.
Hormonelle Wirksamkeit
Hormonell wirksame Stoffe kommen in zahlreichen Alltagsprodukten zum Einsatz, mit denen wir konstant in Berührung kommen. Sie sind in Kosmetika, Spielzeug, Schuhen, Sportartikeln und vielen anderen Produkten zu finden. Ungefähr 800 Chemikalien gelten aktuell als potentiell hormonell wirksame Stoffe. Hormonell wirksame Stoffe wirken ähnlich wie körpereigene Hormone und können den empfindlichen Hormonhaushalt von Mensch und Tier stören und leider schon in kleinsten Mengen schädlich wirken.
Hormonell wirksame Kosmetik
Laut Artikel 15 der EU-Kosmetikverordnung hätte bereits 2015 der Umgang mit hormonaktiven Chemikalien überprüft und geeignete Maßnahmen gesetzt werden müssen. Erste Schritte wurden dazu aber erst 2019 unternommen: es wurde eine Liste von 28 Stoffen mit potenziell hormonschädigender Wirkung veröffentlicht, für die Hälfte dieser Stoffe sah die Kommission eine höhere Priorität. Diese 28 Chemikalien, ergänzt um Ethylparaben, wurde als neue Prioritätenliste Basis für die freiwillige Kennzeichnung auf Kosmetika.
Hormonelle Wirkstoffe in Kosmetika
Die hormonell wirksamen Stoffe, die am häufigsten gefunden werden, sind Chemikalien namens Parabene. Sie werden meist als Konservierungsmittel verwendet. Oftmals findet man auch die UV-Filter Ehtylhexyl Methoxycinnamate (OMC) und die sogenannten Benzophenone. Alle anderen aufgelisteten Stoffe werden seltener eingesetzt.
Diese Stoffe kommen häufig vor:
- Methylparaben
- Ethylparaben
- Propylparaben
- Butylparaben
- Ethylhexyl Methoxycinnamate
- Cyclomethicone (alternative Bezeichnung: Cyclotetrasiloxane)
- Alcohol denat. (vergällter Alkohol)
- Triclosan
Diese Stoffe kommen weniger häufig vor:
- Resorcinol (Achtung! In Haarfärbemittel auch häufig zu finden)
- Benzophenone-1, Benzophenone-2 (Achtung! In Sonnencreme auch häufig zu finden)
- BHA
- Diethylphthalate
- 4-Methylbenzylidene Camphor, 3-Benzylidene Camphor
- Hydroxycinnamic Acid
- Boric Acid
- Dihydroxybiphenyl
EU Prioritätenliste hormonell wirksame Stoffe
Die Europäische Union hat eine Verdachtsliste für hormonell wirksame Chemikalien, die sogenannte “EU-Prioritätenliste“, erstellt. 194 Chemikalien wurden in dieser Prioritätenliste in der höchsten Kategorie – Kategorie 1 – eingestuft, denn für diese Stoffe wurden in Versuchen endokrin schädigende Effekte bei Tieren festgestellt. Alle Parabene sind auf der EU-Prioritätenliste für hormonell wirksame Chemikalien in der höchsten Kategorie eingestuft. Eine Besonderheit vieler hormonell wirksamer Chemikalien ist, dass sie leider, so wie körpereigene Hormone, bereits in sehr kleinen Mengen ihre volle Wirkung entfalten. Einen solchen Effekt zeigt zum Beispiel auch der meist verwendete Stoff in Kosmetika: „Methylparaben“. Wir empfehlen einen Tiefen-Check des eigenen Zuhauses, um sicherzugehen, dass hormonell wirksame Stoffe nach Möglichkeit vermieden werden können. Auch beim Einkauf empfiehlt es sich, Produkte vor dem Kauf auf ihre Inhaltsstoffe zu checken. Eine Hilfestellung können dabei zum Beispiel Apps sein, die durch einfaches Scannen des Barcodes das Produkt auf schädliche und/oder hormonell wirksame Stoffe checken.