PMS und Menstruationsschmerzen aus Sicht der TCM
Zunächst einmal: Was verbirgt sich hinter dem Begriff TCM = „Traditionell Chinesische Medizin“?
Die TCM ist eine Heilkunde, die sich in China vor mehr als 3000 Jahren entwickelt hat. Der medizinische Ansatz war zu dieser Zeit bereits präventiv – also das Vermeiden von Krankheiten. Ein chinesischer Arzt hat damals nur Geld von seinen Patienten erhalten, solange diese gesund waren. Der Grundgedanke der TCM ist, Yin und Yang in Balance zu halten. Von diesen beiden Begriffen hast du sicher schon einmal gehört.
Yang (weiß) steht für den männlichen Anteil, für die Wärme, die Dynamik, die Bewegung, den Tag. Hierunter fallen auch alle männlichen Hormone. Die Zeit des Yangs ist von Mitternacht bis mittag. Dem Yang wird auch Qi zugeordnet, was als Lebensenergie oder ganz oberflächlich als Stoffwechsel bezeichnet werden kann. Dieses Qi sollte immer frei fließen.
Yin (schwarz) entspricht den weiblichen Anteil, der Substanz wie z.B. Blut, Speichel, Schweiß, Muttermilch, Lymphflüssigkeit, Knochenmark. Dies wird allgemein als Körpersäfte bezeichnet. Hierunter fallen auch alle weiblichen Hormone. Yin ist nach innen gerichtet, es steht für Reinigung, Erholung, Schutz und Erhaltung. Die Zeit des Yins beginnt am frühen Nachmittag und endet gegen Mitternacht.
Das Grundprinzip der TCM ist immer Yin und Yang in Balance zu halten.
Der weibliche Zyklus aus Sicht der TCM
Die TCM schenkt dem weiblichen Zyklus einen deutlich höheren Stellenwert als die westliche Medizin. Ist dein Zyklus unregelmäßig, länger oder kürzer als bisher, hat sich die Blutmenge oder -farbe verändert, ist er schmerzhaft? Die TCM deutet all dies als ein Ungleichgewicht in deinem Körper, das es zu regulieren gilt. Laut TCM sollte ein „normaler“ Zyklus immer schmerzfrei sein.
PMS aus Sicht der TCM
PMS entsteht meist aus einer Blockade im Leber-Meridian. Ein Meridian ist eine Energieleitbahn, die durch den Körper fliesst – und davon gibt es einige. Sie unterstützen sich gegenseitig. Aber sie behindern sich auch gegenseitig. Du kannst dir diese Meridiane wie unterschiedliche Autobahnen in deinem Körper vorstellen, die von unten nach oben verlaufen und sich kreuzen. Gibt es auf einer Autobahnstrecke Probleme (=Stau), wird sich das auch irgendwann unweigerlich auf die anderen Autobahnen auswirken.
Gut zu wissen: Häufig wird in der TCM von den Organen Leber, Niere, Milz, Herz etc. gesprochen. Hier ist allerdings nicht das westlich anatomische Organ gemeint, sondern ein Funktionskreislauf, der diesem Organ zugeordnet wird.
Eine Blockade / Stau im Leber-Meridian wird in der TCM-Fachsprache als Leber-Qi-Stagnation bezeichnet und kann unterschiedlichste PMS-Beschwerden hervorrufen. Dieses Meridian ist nach TCM für einen beschwerdefreien Zyklus sehr wichtig. Denn es speichert zum einen das Blut und verteilt es im Körper – und das ist gerade für eine schmerzfreie Menstruation äußerst wichtig. Entsteht also in diesem Meridian eine Blockade/Stagnation (=Stau auf der Autobahn), kann Qi und Blut nicht verteilt werden. Diese Blockade nimmst du als Schmerz wahr.
Welche Beschwerden fallen aus Sicht der TCM unter PMS?
Mögliche körperliche Beschwerden können sein:
Kopfschmerz, Migräne, unreine Haut, Schlafstörungen, Hitzewallungen, Kreislaufprobleme, Ziehen in der Brust oder empfindliche Brust, Eisprung spürbar, Heißhungerattacken/Süßgelüste, ziehen in den Beinen und Leisten, Gewichtszunahme, Ödembildung, Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen, Spannungsgefühl im Bauch, Übelkeit.
Psychische Symptome können sein:
Konzentrationsschwäche, Lethargie und Lustlosigkeit, Erschöpfung, Reizbarkeit, Weinerlichkeit, Überempfindlichkeit und Stimmungsschwankungen. Den Emotionen sind in dieser Zeit keine Grenzen gesetzt. PMS beginnt bei manchen Frauen bereits mit dem Eisprung bzw. in der Lutealphase cirka 5 Tage vor Einsetzen der Blutung. Normalerweise verschwinden alle Beschwerden mit Menstruationsbeginn oder kurz danach.
Was sind die Ursachen von PMS bzw. einer Leber-Qi-Stagnation?
Häufig entsteht eine Stagnation aus einer länger anhaltenden emotionalen belastenden Situation heraus. Zum Beispiel durch Unzufriedenheit, Druck und Stress – vor allem Beziehungsstress, Ärger oder Wut.
In unserem heutigen Zeitalter, wo viele Frau neben Familie auch noch berufstätig sind, sich behaupten müssen – keine Schwäche zeigen dürfen, gerät das Yin – also der weibliche Anteil der Frau mehr und mehr aus der Balance. Und das macht sich auch beim Zyklus bemerkbar. Verbissenheit, hoher Anspruch an sich selbst, Vergleichen mit anderen, alles stemmen wollen etc. führt bei vielen Frauen zu einer inneren Anspannung, die sich häufig in Leber-Meridian zeigt. Es fehlt die Entspannung, die Freude, die Zeit für sich.
Was kannst du bei PMS tun?
Mach dir bewusst, dass es durchaus sinnvoll sein kann, deine innere Einstellung zu dir und deinen Ansprüchen zu ändern. Ich weiß – das ist leicht gesagt als getan. Jede Frau ist einzigartig und entsprechend unterschiedlich ist auch der Energielevel jeder einzelnen Frau. Daher bitte nie mit anderen vergleichen! Gut tut alles, was innerlich befreit wie z.B. sanfte Bewegung – ohne Leistungsgedanken – ein Spaziergang im Grünen, lockeres Joggen, Tanzen, Kreativ sein, Tagebuch schreiben, Sexualität leben, Singen, Yoga, Massagen oder Wellness. Aber auch mit der „richtigen“ Ernährung können die Tage vor den Tagen weniger belastend sein. Das Yang nimmt ab Eisprung zu, denn es soll das Blut in Bewegung bringen – und dazu benötigt es Dynamik und Wärme. D.h. die Körpertemperatur steigt – und dadurch auch das Temperament.
Um also zu viel Dynamik/Wärme zu vermeiden, ist alles an Nahrung wertvoll, was erfrischt und bewegt. In der TCM wird jedes Lebensmittel einer gewissen Temperatur und einer bestimmten Wirkung zugeordnet. So ist zum Beispiel Rettich kühl und bewegt, Reis kühlt, nährt und entspannt. Du kannst quasi die Lebensmittel als kleine Hausapotheke nutzen.
Je nachdem wie stark dein PMS ausgeprägt ist, kannst du bereits ab Eisprung damit beginnen ehr leicht verdauliche Speisen zu dir zu nehmen. Gemüsesuppen, Eintöpfe oder gedämpfte Speisen sind besonders empfehlenswert, ebenso Trennkost. Blüten wie zum Beispiel Rosenblüten- oder Orangenblütentee, auch Ringelblumentee und Frauenmanteltee entspannen und bewegen das Leber-Meridian. Trinke 1 – 2 Tassen / Tag ab Eisprung beziehungsweise 1 Woche vor der Regelblutung. Am besten über mehrere Monate. Um das Qi zu bewegen – ohne zu erhitzen – hilft alles an frischen Kräutern, Kresse, Schnittlauch und auch Sprossen.
Was ist kontraproduktiv bei PMS?
Meide – vor allem in der Zeit ab Eisprung – alles Saure wie Tomaten, Joghurt, Südfrüchte – denn sauer zieht zusammen und behindert die Bewegung von Qi und Blut. Alles Gebratene, Fettige sowie üppiges Essen allgemein erzeugt Hitze im Körper und belasten den Körper zu sehr. Ebenso Alkohol, Kaffee, Yogitee, Nikotin und sehr scharfen Gewürze. Tampons wirken blutstagnierend und daher würde ich dir bei PMS raten auf Tampons zu verzichten. Auch Bewegung eine ganz wichtiger Aspekt, um dein Leber-Meridian wieder in Schwung zu bringen. Spezielle Yoga- und Qi-Gong Übungen, die vor allem die Energiebahn Leber lockern helfen dir dabei. Aber natürlich ist auch ein Spaziergang in der Natur und die weiter oben beschriebenen Bewegungsarten ein wertvoller Aspekt um dein Qi wieder in Fluss zu bringen und dich zu entspannen.
Kann Akupunktur bei PMS helfen?
Hast du sehr starke Schmerzen oder Beschwerden, die schon eine längere Zeit vorhanden sind? Dann ist es immer hilfreich und sinnvoll dich mit Akupunktur zu unterstützen. Der Schwerpunkt liegt darin, das Leber-Meridian wieder in Schwung zu bringen. Such dir hierfür am besten einen erfahrenen TCM-Therapeuten. Aber auch hier gilt: Die Nahrung ist das Fundament aller Behandlungen.
Menstruationsschmerzen aus Sicht der TCM
Aus dem Ungleichgewicht von Yin & Yang können Schmerzen entstehen. Das können Menstruationsschmerzen wie klassische Bauchschmerzen sein, das können aber auch die weiter unten aufgeführten PMS-Beschwerden sein. Jeder Schmerz – egal wo in deinem Körper weist darauf hin, dass etwas in dir aus der Balance geraten ist. Ist der Schmerz ehr großflächig und du kannst den Bereich mit deiner Hand beschreiben, handelt es sich meist um eine Qi-(=Energie)-Blockade. Kannst du direkt mit deinem Finger auf den Schmerzpunkt zeigen, handelt es sich meist um eine Blut-Blockade.
Akupunktur gegen Regelschmerzen
Akupunktur kann dich ausgesprochen gut bei Regelschmerzen unterstützen. Die entsprechenden Energieleitbahnen (=Meridiane) werden gezielt getriggert und aktiviert, um Qi und Blut wieder in Bewegung zu bringen. Das funktioniert am besten, wenn du dich gesund ernährst. Denn aus der Nahrung wird Qi und Blut gebildet. Je gesünder also das Essen, um so mehr Qi und Blut hast du zur Verfügung.

Dieser Beitrag wurde verfasst von Beate Birkel
Beate Birkel ist Ernährungsberaterin nach der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) und Yogalehrerin. Ihre Mission ist es, das Thema Zyklus und Frauengesundheit zu enttabuisieren und über zahlreiche Ernährungsirrtümer aufzuklären. Ihr Ansatz ist individuell. Ihr Credo: Jede Frau hat das Recht auf einen beschwerdefreien Zyklus!