Östrogen im weiblichen Zyklus
Das Sexualhormon Östrogen spielt in der ersten Zyklushälfte eine ausschlaggebende Rolle, denn unter dessen Einfluss bereitet sich der Körper auf eine möglicherweise eintretende Schwangerschaft vor. Hat ein Eisprung stattgefunden, kommt es erstmal zu einem Östrogenabfall. Es steigt dann aber, gemeinsam mit Progesteron, langsam wieder an und bleibt während der gesamten zweiten Zyklushälfte erhöht und sorgt dafür, dass sich die Gebärmutterschleimhaut weiter verdickt. So werden optimale Bedingungen für eine mögliche Einnistung der Eizelle geschaffen. Kommt es tatsächlich zur Einnistung einer befruchteten Eizelle, bleibt Östrogen weiterhin erhöht. Wenn es aber nicht zu einer Schwangerschaft kommt, sinkt der Östrogenspiegel kurz vor der Menstruation wieder.
Welche Wirkung hat Östrogen?
Östrogene sind unter anderem an der Steuerung des weiblichen Zyklus beteiligt. Zur Wirkung von Östrogen bei der Frau zählt zum Beispiel auch die Follikelreifung, das Auslösen des Eisprungs und der Transport der Eizelle. Unter der Einwirkung von Östrogen verdickt sich auch die Gebärmutterschleimhaut, das Wachstum der Brüste wird angeregt und die Zervixschleim Produktion wird erhöht.
Wofür ist Östrogen gut?
Östrogene wirken zudem auf vielfältige Art und Weise auf den Stoffwechsel, die Knochengesundheit und das Immunsystem. Ein hoher Östrogenspiegel sorgt auch dafür, dass die Haut besser durchfeuchtet ist und weniger Talg produziert wird. Auch eine straffe Haut steht mit Östrogen in Verbindung, denn das Hormon begünstigt die Bildung von Kollagen.
Natürliches Östrogen
Die wichtigsten natürlichen Östrogene die im Körper vorkommen sind Östradiol, Östron und Östriol. In der Gruppe der natürlichen Östrogene zeigen lediglich Östriol und Östradiol (bei hoher Dosierung) bei oraler Anwendung eine Wirkung. Da sie verhältnismäßig schnell verstoffwechselt werden, besitzen natürliche Östrogene nur eine flüchtige und geringe Wirkung.
Künstliches Östrogen
Bei medikamentösen Behandlungen kommen vorwiegend künstliche Östrogene zum Einsatz. Künstliche Östrogene sind zum Beispiel auch Bestandteil der Anti Baby Pille und werden bei ‘Hormon Therapien’ eingesetzt, die zur Linderung von Beschwerden in den Wechseljahren oder Kinderwunschbehandlungen dienen sollen.
Östrogene und ihre Wirkung auf die Psyche
Es ist nicht sonderlich überraschend: Ja, die Sexualhormone wirken natürlich auch auf die Psyche und unser seelisches Wohlbefinden. Östrogene haben eine eher aktivierende Wirkung, was im Hinblick auf die schwankenden Hormonspiegel und Energielevel im Laufe des Zyklus, auch Sinn ergibt. Östrogen vermindert nämlich konkret die hemmenden, müde machenden und angstlösenden Botenstoffe (wie zum Beispiel GABA), während die aktivierenden Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin, Noradrenalin und Glutaminsäure unter dem Einfluss von Östrogen verstärkt arbeiten. So lassen sich auch die in der Zeit um den Eisprung typischen Begleiterscheinungen erklären: vermehrte Energie, ein starkes Selbstbewusstsein und eine erhöhte Libido. Aber auch in der Follikelphase kann man die Wirkung des Hormons Östrogens schon gut wahrnehmen: Die Stimmung ist dann besonders gut, ja mitunter sogar euphorisch. Wir suchen verstärkt den sozialen Kontakt und die Nähe zum Partner.
Depression durch Östrogen?
Studien berichten vor allem über ein erhöhtes Risiko für depressive Verstimmungen, wenn der Hormonspiegel stark fluktuiert oder sehr schnell von einem hohen Niveau abfällt. Das ist zum Beispiel beim Übergang in die Wechseljahre der Fall, in der Pubertät und auch im Falle von hormonellen Dysbalancen kommt es häufig zu sehr starken Schwankungen, die in Stimmungsschwankungen und depressiven Verstimmungen resultieren können.
Östrogen und Angstzustände
Forschungsergebnisse der Harvard University konnten zeigen, dass niedrige Östrogenspiegel Frauen an bestimmten Punkten im Zyklus anfälliger für ängstliche Zustände machen könnten. Studien an Nagetieren deuten zudem ebenso darauf hin, dass das Hormon Östrogen durch seine Wirkweise im Gehirn Angstzustände bei gesunden Frauen beruhigen könnte. Bei akuten Angstzuständen empfehlen wir aber natürlich stets, sich fachärztlich beraten zu lassen.
Östrogen und seine Nebenwirkungen
Sind die Hormone im Gleichgewicht sollte es eigentlich nicht zu unangenehmen Symptomen und Nebenwirkungen kommen. Sehr häufig kommt es aber bei einem Überschuss des Hormons Östrogen zu Nebenwirkungen. Hierbei wird von einer Östrogendominanz gesprochen. Wir sprechen in diesem Fall nicht von den Nebenwirkungen einer medikamentösen Behandlung sondern von den Wirkungen von natürlichem Östrogen im Körper.
Wassereinlagerungen durch Östrogen?
Eine eher unbeliebte Nebenwirkung von Östrogen sind Wassereinlagerungen, die durch das Hormon gefördert werden. Viele Frauen berichten davon, dass sie in der fruchtbaren Phase im Zyklus, wenn der Östrogenspiegel hoch ist, vermehrt Wassereinlagerungen bemerken und auch bei einer Östrogendominanz ist das ein häufig genanntes Symptom.
Was hat Östrogen mit dem Fettgewebe zu tun?
Östrogene fördern nicht nur Wassereinlagerungen sondern auch die Fetteinlagerung im Körper. Viele Frauen beklagen besonders die Bereiche um den Bauch und die Hüften, wo sich gerne hartnäckige Fettpolster bilden. Diese Körperzonen sind tatsächlich besonders reich an Östrogenrezeptoren. Liegt ein hormonelles Ungleichgewicht vor, fällt dieses meist zugunsten von Östrogen aus und es kommt zu einem Überschuss des Hormons. Das liegt unter anderem auch an einer erhöhten Östrogenbelastung aus Nahrungsmitteln und Umweltgiften. Auch chronischer Stress spielt hierbei eine große Rolle. Sind die Stresshormone im Körper erhöht wird weniger Progesteron produziert, denn Progesteron ist eine der Vorstufen für das Stresshormon Cortisol.
Wissenswert: Bei Stress erachtet der Körper die Reproduktion und die damit in Verbindung stehenden Funktionen als untergeordnet ein und wird daher stets die Bildung von Stresshormonen, die das Überleben sichern sollen, vorziehen.
Verursacht Östrogen Muskelschmerzen?
Muskelschmerzen sind für die meisten Frauen ein bekannter Begleiter ihrer Periode. Diese Muskelschmerzen können ganz unterschiedlich ausfallen: Spannungskopfschmerzen, Verspannungen der Nacken- oder Rückenmuskulatur oder aber Schmerzen im Lendenwirbelbereich sind keine Seltenheit. Forscher gehen davon aus, dass unsere Muskulatur Östrogen Rezeptoren enthält und demnach mit unseren Hormonen in Wechselwirkung steht. Auch die Muskeln unseres Verdauungsapparates, die Muskeln in der Blase und der Gebärmutter und die Muskeln, die die Blutgefäße umgeben werden von unseren Hormonen beeinflusst. Während der Monatsblutung sind diese Muskeln aktiver, was viele Frauen dadurch merken, dass sie in dieser Zeit unter Durchfall leiden.
Die Östrogenproduktion bei der Frau
Tatsächlich kann man das Hormon Östrogen eigentlich nicht als rein ‘weibliches Geschlechtshormon’ bezeichnen, denn auch Männer produzieren in geringen Mengen Östrogen. Bei der Frau werden die Östrogene hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet. In geringen Mengen wird Östrogen bei der Frau auch in den Nebennieren und bei Schwangeren in der Plazenta gebildet.
Der Östrogenspiegel im Zyklus
Während der Menstruation, also am Zyklusbeginn, ist das Östrogen sehr niedrig. Bis zum Eisprung hin steigt es dann stark an, um dann wieder abzufallen und langsam wieder etwas zu steigen. Für einen großen Teil der Lutealphase ist das Östrogen dann erhöht und sinkt dann kontinuierlich ab. Bei Frauen in der ersten Zyklushälfte beträgt die Östradiol Blutserum Konzentration üblicherweise 25 bis 95 ng/l. Während des Eisprungs liegt sie bei 75 bis 570 ng/l. In der zweiten Zyklushälfte fällt sie auf 60 bis 250 ng/l ab.
Kann Mönchspfeffer den Östrogenspiegel beeinflussen?
Forscher konnten zeigen, dass Mönchspfeffer die Ausschüttung des Hormons Prolaktin beeinflusst. Ist der Prolaktinspiegel zu hoch, kann das das Gleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron durcheinander bringen. Den Prolaktinspiegel zu senken, kann demnach wirksam dabei helfen das hormonelle Gleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron wieder herzustellen. Im Zweifelsfall sollte die Einnahme von Mönchspfeffer vorab mit einem Arzt oder Heilpraktiker besprochen werden.
Die Periode und Östrogen
Während der Menstruation ist Östrogen üblicherweise nur in sehr geringen Mengen vorhanden. Bis zur Ovulation steigt es dann stark an, um danach wieder kurz stark abzufallen.
Östrogen und der Eisprung
Die Ovulationsphase beginnt mit einem Anstieg von LH und FSH. LH steigt an und regt so den Eisprung an. Während dieses Anstiegs sinkt Östrogen und der Progesteronspiegel beginnt langsam zu steigen.
Östrogen in der zweiten Zyklushälfte
In der Lutealphase sinken LH und FSH. Der Gelbkörper ist für die Bildung von Progesteron verantwortlich. Für einen großen Teil der Lutealphase ist Östrogen erhöht und die Gebärmutterschleimhaut verdickt sich weiter. Kommt es nicht zu einer Schwangerschaft, wird kein Progesteron mehr gebildet und Östrogen sinkt ab. Die funktionale Schicht des Endometriums wird abgestoßen und mit der Monatsblutung ausgeschieden.
Die Rolle von Östrogen im weiblichen Zyklus
Im weiblichen Zyklus kommt es in einem fein regulierten Zusammenspiel der Hormone zu in einem zyklischen Muster stattfindenden Hochs und Tiefs. Östrogen ist im weiblichen Zyklus unter anderem für die Follikelreifung, das Auslösen des Eisprungs und den Transport der Eizelle über den Eileiter in die Gebärmutter verantwortlich. Östrogen bewirkt zudem auch, dass sich die Gebärmutterschleimhaut verdickt und sich die Produktion des Zervixschleims erhöht. Auch für den hoch fruchtbaren Zervixschleim ist das Östrogen verantwortlich. Ist Östrogen im Zyklus niedrig, werden FSH und LH vermehrt ausgeschüttet und durch die resultierende Follikelreifung steigt Östrogen weiter an und die Gebärmutterschleimhaut verdickt sich.
Die Östrogenkurve im Laufe des Zyklus

Wissenswert: Der weibliche Zyklus beginnt am ersten Tag der Menstruation. Das ist der erste Zyklustag.
Östrogen in den Wechseljahren
In den Wechseljahren klagen die meisten Frauen über einen Mangel an Östrogen. Da der Körper die Reproduktion in dieser Zeit nicht mehr als notwendig erachtet, wird unter anderem auch die Östrogenproduktion allmählich eingestellt.
Östrogen in der Schwangerschaft
Bei einer Schwangerschaft steigen die Hormone langsam und kontinuierlich an. Viele Frauen berichten von einer regelrechten „Achterbahn der Gefühle“. Das liegt an den hormonellen Schwankungen. Genauso viele Frauen fühlen sich während der Schwangerschaft aber glücklicher und ausgeglichener als zuvor. Das liegt sehr wahrscheinlich an der aktivierenden Wirkung des Östrogens in Kombination mit der eher entspannenden Wirkung von Progesteron.
Östrogene in Lebensmitteln
Spricht man von Lebensmitteln mit Östrogen, so sind damit meist die sogenannten Phytoöstrogene gemeint. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die man in drei Gruppen einteilen kann: die Isoflavone, die Lignane und die Coumestane. Diese Pflanzenstoffe ähneln in ihrer Struktur und Funktion einer wirksamen natürlichen Form des Östrogens. Man kann sie sich also ein bisschen wie einen pflanzlichen Östrogenersatz vorstellen. Lignane und Isoflavone sind hierbei die wichtigeren Phytoöstrogene. Besonders reich an Isoflavonen sind Sojabohnen und Produkte, die daraus hergestellt werden, wie zum Beispiel Tofu, Tempeh und Miso. Lignane finden sich vor allem im Leinsamen und in geringeren Mengen auch in anderen Samen wie zum Beispiel Kürbiskernen.
Lebensmittel, die natürliches Östrogen enthalten
Lebensmittel, die Phytoöstrogene enthalten, gelten gemeinhin auch als ‘natürlicher Östrogenersatz’. In folgenden Lebensmitteln sind die sekundären Pflanzenstoffe reichlich zu finden:
Sojabohnen und Sojaprodukte
Dazu zählen Edamame (Sojabohnen), Tofu, Tempeh und auch Misopaste. Durch Fermentation, wie sie bei der Herstellung von Miso oder Tempeh geschehen, kann die Konzentration an Phytoöstrogenen erhöht und die Bioverfügbarkeit verbessert werden.
Samen & Kerne: Leinsamen, Kürbiskerne
Vor allem Leinsamen sind sehr zu empfehlen, da sie sich auch positiv auf Magen und Darm auswirken. Frisch geschrotet kann man sie einfach im Kühlschrank lagern und täglich 1-2 Teelöffel in die Ernährung integrieren.
Trockenfrüchte
Getrocknete Aprikosen, Datteln und Pflaumen. Diese Trockenfrüchte enthalten abgesehen von Phytoöstrogenen und Ballaststoffen auch eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen.
Die ‘Kreuzblütler’ - auch genannt: Kohlgemüse
Auch Kreuzblütengewächse wie Blumenkohl, Brokkoli und Kohlsprossen gehören zu den Lebensmitteln die Phytoöstrogene enthalten.
Beeren
Beeren enthalten nicht nur viele Antioxidantien, Vitamine und Ballaststoffe, sondern auch natürliches (Phyto)Östrogen.
Bohnen & Erbsen
Auch in Bohnen und Erbsen finden sich Phytoöstrogene.
Zwiebel & Knoblauch
Zwiebel und Knoblauch enthält Phytoöstrogene, aber auch Präbiotika, die als Nahrung für unsere Darmbakterien dienen und so eine gute Darmgesundheit fördern können.
Kräuter und Heilpflanzen
Salbei
Salbei soll Stoffe enthalten, die eine östrogenartige Wirkung haben. Das Kraut soll die weiblichen Hormone effektiv in Balance bringen können.
Rotklee
Rotklee ist für seinen hohen Gehalt an Phytoöstrogen bekannt und soll nicht nur Probleme in Zusammenhang mit der Menstruation, sondern auch Beschwerden, die durch die Wechseljahre bedingt sind, effektiv lindern können.
Johanniskraut
Die Heilpflanze soll eine stimmungsaufhellende Wirkung besitzen und seelisch ausgleichend wirken. Vor allem bei einem Östrogenmangel soll Johanniskraut sehr hilfreich sein.
Mangel ausgleichen durch Östrogen steigernde Lebensmittel
Als pflanzliches Äquivalent zu körpereigenen Östrogenen können die Phytoöstrogene an die Östrogenrezeptoren im Körper andocken und so einen Hormonmangel ausgleichen.