Mittelschmerz: Kann man den Eisprung spüren wenn es in der Eisprungphase schmerzt?
Einige Frauen berichten, dass sie ihren Eisprung „spüren“ können. Doch was genau spüren sie und ist das wirklich der Eisprung? In diesem Artikel geht es um den sogenannten Mittelschmerz oder Intramenstrualschmerz, die Ursache und seine Bedeutung.
Was ist der Mittelschmerz und was hat er mit dem Eisprung zu tun?
Als Mittelschmerz, Eisprungschmerz oder Intramenstrualschmerz wird ein Gefühl im Unterleib während der Eisprungphase bezeichnet. Das Gefühl wird sehr unterschiedlich erlebt und umfasst:
- ein leichtes Ziehen im Unterleib
- ein vages Druckgefühl in der Beckengegend
- ein Druckgefühl im Dammbereich
- Schmerzen ähnlich wie während der Menstruation
- Rücken- und Beinschmerzen
Das Gefühl kann sowohl beidseitig als auch einseitig auftreten. Die Seite des Mittelschmerzes lässt Rückschlüsse auf den Ort des Eisprungs zu. Das heißt, spürst du in der Eisprungphase ein Ziehen im linken Unterleib, bedeutet dies, dass der Eisprung in diesem Zyklus wahrscheinlich im linken Eierstock stattfindet. Der Mittelschmerz kann plötzlich auftreten und für einen kurzen Moment anhalten oder über mehrere Tage spürbar sein.
Kommt der Mittelschmerz vom Eisprung?
Während des Eisprungs platzt die Hülle des Eibläschens auf und die Eizelle wird freigegeben. Dabei wird auch der Eierstock minimal durchbrochen, damit die Eizelle in den Eileiter wandern kann. Das könnte der Grund für Schmerzen sein. Tatsächlich scheint das in den meisten Fällen aber nicht die Ursache für den Mittelschmerz zu sein. Studien zeigen, dass der Mittelschmerz mehrheitlich in den 1-2 Tage vor dem Eisprung gespürt wird und am Tag vor dem Eisprung endet.
Was verursacht den Mittelschmerz?
Es ist wissenschaftlich bisher nicht endgültig geklärt, was den Mittelschmerz hervorruft. Es gibt vier mögliche Auslöser, die Ursachen für den Mittelschmerz sein können:
- Das Durchstoßen der Eizelle durch die Eierstockwand während des Eisprungs
- Das Anschwellen der Follikel in den Eierstöcken vor dem Eisprung
- Eine Reizung des Bauchfells durch Austreten von Blut oder Flüssigkeit beim Platzen des Follikels
- Eine verstärkte Kontraktion des Eileiters auf der Seite des Eisprungs, mit dem Ziel Spermien zur Eizelle zu transportieren
Kann ich einen Mittelschmerz ohne Eisprung haben?
Eine mögliche Ursache für den Mittelschmerz ist das Anschwellen der Eierstöcke durch die heranreifenden Follikel vor dem Eisprung. Diese Eireifungsphase ist sehr empfindlich für äußere Einflüsse. Insbesondere bei Stress oder Krankheit kann der Prozess zeitweise unterbrochen werden. In diesen Fällen kann es einen Mittelschmerz geben, ohne dass ein Eisprung stattfindet.
Spüre ich den Mittelschmerz jeden Zyklus?
Der Mittelschmerz wird nicht sehr häufig beobachtet. Ungefähr 30-40% der Frauen berichten jemals einen Mittelschmerz gespürt zu haben und nur 17% bemerken ihn regelmäßig. Es ist allerdings nicht geklärt, ob der Mittelschmerz selten ist oder ob viele Frauen ihm keine Aufmerksamkeit schenken oder ihn fehlinterpretieren. Frauen, die ihren Zyklus beobachten, berichten deutlich häufiger einen Mittelschmerz zu spüren. Hier berichten etwa 65% schon mal einen Mittelschmerz gefühlt zu haben. Es ist normal, nicht jeden Zyklus das Mittelschmerz Symptom zu spüren.
Wie unterscheidet sich der Mittelschmerz von einer Einnistung?
Wurde innerhalb von 12-18 Stunden nach dem Eisprung die Eizelle befruchtet, so wandert die befruchtete Eizelle in Richtung Gebärmutter. Sie nistet sich dort ungefähr 6-7 Tage nach dem Eisprung ein. Diese Einnistung führt manchmal zu einer leichten Blutung (auch Einnistungsblutung) und kann auch zu einem leichten Ziehen ähnlich dem Mittelschmerz führen. Um den Mittelschmerz von einer möglichen Einnistung zu unterscheiden, ist es wichtig den Zeitpunkt des Eisprungs ungefähr zu kennen. Der Mittelschmerz findet tendenziell vor dem Eisprung oder direkt 1-2 Tage danach statt. Bist du bereits einige Tage nach dem Eisprung, spricht das Ziehen eher für eine Einnistung. Voraussetzung dafür ist aber, dass du in der fruchtbaren Phase vor oder während des Eisprungs ungeschützten Geschlechtsverkehr hattest. Bist du bereits wieder kurz vor deiner Menstruation, dann kann ein Ziehen im Unterleib auch darauf hindeuten.
Starke Eisprungschmerzen
Mittelschmerz ist in der Regel harmlos. Manchmal kann er jedoch ein Symptom für eine zugrunde liegende Erkrankung sein. Wenn die Schmerzen stark sind oder du dir darüber Sorgen machst, solltest du zur Sicherheit einen Arzt aufsuchen.
Einige der zugrunde liegenden Ursachen können durchaus zu Problemen führen:
- Endometriose: kann ebenfalls Schmerzen beim Eisprung verursachen
- Narbengewebe: zum Beispiel nach einem Kaiserschnitt oder der Entfernung des Blinddarms, kann Schmerzen beim Eisprung verursachen, da es möglicherweise die Eierstöcke und die umliegenden Strukturen einengt
- sexuell übertragbare Infektionen (STIs): STIs wie Chlamydien können Entzündungen und Narbenbildung im Bereich der Eileiter verursachen, was in weiterer Folge zu Schmerzen beim Eisprung führen kann
Kann man den Eisprung nur durch Schmerzen erkennen?
Der Mittelschmerz steht im Zusammenhang mit dem Eisprung. Anders als oft angenommen kommt der Schmerz aber nicht zwangsläufig vom Eisprung selbst. In vielen Fällen spüren Frauen den Mittelschmerz bereits einige Tage vor dem tatsächlichen Eisprung. Deswegen kann der Mittelschmerz auch nicht als sicherer Parameter zur Bestimmung des Eisprungs genutzt werden. Er gilt als sogenannter sekundärer Fruchtbarkeitsmarker, der unterstützend zu den primären Symptomen Zervixschleim, Muttermund und weiteren genutzt werden kann, um die fruchtbare Zeit im Zyklus zu bestimmen.

Dieser Beitrag wurde verfasst von Katharina Dinzen
Katharina ist Expertin für natürliche Familienplanung (NFP) und Zyklusgesundheit. Sie ist Gründerin von Ovulista. Ovulista ist eine Bildungsplattform und Community für hormonfreie Verhütung und natürliche Familienplanung.
Quellen:
Raith-Paula, E.; Frank-Hermann, P. (2020) Natürliche Familienplanung heute. Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung. (6), Springer Verlag, S. 59.
Raith-Paula, E.; Frank-Hermann, P. (2020) Natürliche Familienplanung heute. Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung. (6), Springer Verlag, S. 60.