Was hilft gegen Regelschmerzen?
Regelschmerzen zu haben gehört für viele zum Alltäglichen, weshalb sie sich einfach damit zufrieden geben monatlich eine oder mehrere Schmerztabletten einzuwerfen und das Frausein für ein paar Tage zu verfluchen. Wenn du zu diesen Menschen gehörst, dann findest du in diesem Artikel ein paar hilfreiche Tipps. Denn Regelschmerzen müssen nicht sein!
Wie entstehen Regelschmerzen und was sind mögliche Ursachen?
Manche Menschen begleiten Regelschmerzen seit der ersten Menstruation, bei anderen wiederum tauchen sie erst nach ein paar Jahren, dem Absetzen der Pille oder nach einer Geburt auf. Die Gründe dafür sind daher vielfältig. Neben hormonellen Gründen gibt es auch physische Gründe für die wiederkehrenden Schmerzen. In der Fachsprache haben Regelschmerzen den Namen „Dysmenorrhoe“ und man unterscheidet in primäre und sekundäre Schmerzen.
Primäre Dysmenorrhoe:
Kommt häufig bei jungen Menschen vor und legt sich manchmal in den ersten Jahren nach der Menarche (der ersten Blutung), sofern in dieser Zeit nicht mit hormonellen Verhütungsmitteln in den natürlichen Zyklus eingegriffen wird. In diesem Fall liegt keine Erkrankung vor und das Hormonsystem spielt sich erst auf die monatlichen fruchtbaren und unfruchtbaren Phasen ein. Der Körper lernt sozusagen erst zu bluten. Vorrangig für die Schmerzen verantwortlich sind in diesem Fall meist die sogenannten Prostaglandine. Das sind Hormone, die das Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur befördern und das Lösen der Gebärmutterschleimhaut unterstützen. Werden zu viele Prostaglandine gebildet, kann dies zu stärkeren Schmerzen führen. Schmerzmittel zielen genau darauf ab und hemmen die Produktion dieser Hormone. Man kann aber auch mit gezielter Ernährung o.Ä. eine Reduzierung bei der Ausschüttung erzielen. Mehr dazu weiter unten im Artikel.
Sekundäre Dysmenorrhoe
Tritt häufiger bei Menschen über 25 Jahren auf und geht einher mit Erkrankungen der Gebärmutter oder einem unausgeglichenen Hormonsystem. Oft hatten diese Menschen lange keine Beschwerden während der Regelblutung, was sich dann auf einmal ändert. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Es können Erkrankungen wie Endometriose, Myome, Zysten, Entzündungen, die Spirale oder andere physische Veränderungen ein Grund dafür sein. Bei manchen liegt es auch an der Veränderung des Hormonsystems, welches sich zum Beispiel in einer Veränderung der Zyklus- oder Blutungsdauer oder der Farbe oder Menge des Blutes zeigen kann. Es ist daher empfehlenswert den eigenen Zyklus genau aufzuzeichnen, um Veränderung selbst schnell wahrnehmen zu können. Veränderungen im Hormonsystem können auch durch einschneidenden Lebensereignisse auftreten oder durch starke Änderungen des eigenen Lifestyles, beispielsweise bei Durchführung einer Diät, Fasten oder einer Ernährungsumstellung.
Warum hat man Regelschmerzen? Sind Regelschmerzen normal?
Regelschmerzen kommen leider sehr häufig vor. Das heißt allerdings, nur weil sie der Norm entsprechen, sind sie nicht natürlich vorgesehen. Die Gründe für starke Regelschmerzen können vielfältig sein. Nicht jede Blutung muss zudem automatisch von Schmerzen begleitet sein. Schmerzen sind immer ein Zeichen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Dass inzwischen viele Ärzt*innen davon sprechen, dass Regelschmerzen normal seien und man eben damit leben müsse, zeigt wie wenig Menschen mit Regelschmerzen ernstgenommen werden und wie viel Forschung und Geld noch in den Bereich der Frauenheilkunde gesteckt werden sollte. Denn dass beinahe jede zweite Frau in ihrem Leben mindestens einmal Regelschmerzen empfindet, sollte uns als Gesellschaft zu denken geben. Wenn du Regelschmerzen hast, solltest du einerseits wissen, dass du damit nicht allein bist, dich dadurch aber nicht unterkriegen lassen, eine Lösung zu finden. Regelschmerzen muss man nicht aushalten.
So verständlich es ist, dass man diese Schmerzen nicht aushalten möchte, ist der Griff zu hormoneller Verhütung trotzdem mit Vorsicht zu genießen. Ein Eingriff durch künstliche Hormone in den sensiblen Zyklus kann die Schmerzen zwar kurzfristig lindern, führt aber auch zum Ausbleiben des Eisprungs, wodurch der gesamte Zyklus eigentlich ausgesetzt und die Eierstöcke in eine Art Tiefschlaf versetzt werden. Das Problem der Regelschmerzen ist damit also nicht gelöst, sondern nur auf später verschoben. Es gibt Krankheiten, bei denen ein Eingreifen in den Zyklus, wie mit der Pille, großen Nutzen mit sich bringt, aber es sollte nicht leichtfertig und ohne vorherige Überlegungen an jede Person verabreicht werden, die Schmerzen empfindet.
Keine Regelschmerzen - Ist das normal?
Vorweg: Ja, es ist völlig normal, während der Periode keine Schmerzen zu haben. Mehr noch, es ist sogar ein positives Zeichen. Tatsächlich können ungewöhnliche, starke Krämpfe oder Schmerzen ein Zeichen für ein ernsthaftes gesundheitliches Problem sein. Viele Frauen haben bestimmte gesundheitliche Probleme wie das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), Endometriose und Uterusmyome, die Schmerzen und Krämpfe während der Periode verursachen können. Geht man aber davon aus, dass Schmerzen während der Periode völlig normal sind, ist man eher geneigt, diese Probleme zu ignorieren. Viele Frauen sind sich dieser Probleme nicht bewusst, leiden im Stillen und denken, dass die Schmerzen zwar schrecklich, aber eigentlich normal und gesund sind.
Kann man Regelschmerzen behandeln?
Zuerst einmal ist es wichtig, abklären zu lassen, ob es sich um primäre oder sekundäre Regelschmerzen handelt. Am besten macht man das bei einem*r Gynäkolog*in des Vertrauens, bei dem*r man sich wirklich wohl fühlt und sich auch traut, Fragen zu stellen. Je besser du deinen eigenen Zyklus kennst und je genauer du ihn beobachtest, desto klarere Fragen kannst du beim Arztbesuch auch stellen. Gib dich nicht zufrieden mit Antworten wie „Regelschmerzen sind normal“ oder „Da hilft nur die Pille“.
Bei der sekundären Dysmenorrhoe wird dein*e Gynäkolog*in vermutlich verschiedene Ansätze vorschlagen, wie die Erkrankung behandelt werden kann. In diesen Fällen ist es immer gut, auch eine zweite Meinung einzuholen und herauszufinden, ob es neben invasiven Eingriffen auch medikamentöse oder sogar alternativmedizinische Möglichkeiten gibt und vor allem, wie schnell reagiert werden muss.
Kann man Regelschmerzen lindern?
Ist die körperliche Gesundheit erst einmal geklärt und es handelt sich um eine primäre Dysmenorrhoe, dann können verschiedene Ansätze gewählt werden. Zunächst einmal ist wichtig zu wissen, dass du nichts aushalten musst. Sind die Schmerzen zu stark und du hast bisher gute Erfahrungen mit Schmerzmitteln gemacht, dann spricht auch nichts dagegen, diese weiterhin zu nehmen und gleichzeitig Neues auszuprobieren.
Regelschmerzen natürlich lindern
Bei natürlichen Methoden der Schmerzlinderung muss immer erwähnt werden, dass diese nicht so schnell wirken wie das Schlucken eines Schmerzmittels. Willst du also den natürlichen Weg gehen, dann solltest du deinen ganzen Zyklus beachten und schon direkt nach deiner Menstruation mit den Vorbereitungen für die nächste Blutung beginnen. Denn Dinge wie Zyklustees wirken nicht sofort, sondern entfalten ihre Wirkung erst nach regelmäßiger Einnahme. Dies gilt auch für viele andere, hier erwähnte Ansätze.
Um deine Regelschmerzen natürlich zu lindern kannst du verschiedene Methoden wählen:
Äußere Anwendungen
Das sind Dinge wie Wärmeanwendungen durch Wärmflaschen, Wärmepads oder eine heiße Badewanne. Wärme fördert die Durchblutung, entspannt die Muskulatur und lindert Schmerzen, weshalb es bei Krämpfen auch sehr schnell helfen kann. Aus diesem Grund eignen sich auch vaginale Dampfbäder dafür, die während des Zyklus gemacht werden und Entspannung des Beckenbodens mit sich bringen.
Massagen sind eine weitere Möglichkeit, durch äußere Anwendung Entspannung und Schmerzlinderung zu erzielen. Dafür eignen sich zum Beispiel Massageöle mit Aromaölen aber auch Wickel mit Rizinusöl. Äußere Anwendungen die Fachkräfte miteinschließen und ebenso hilfreich sein können sind Osteopathie, Shiatsu oder Akupunktur.
Innere Anwendungen
Wie du dich ernährst hat eine große Auswirkung auf den Hormonhaushalt. Dinge die den Zyklus unterstützen können sind beispielsweise Zyklustees mit Kräutern wie Frauenmantel, Schafgarbe, Himbeerblätter, Brennnessel. Du kannst deinen Körper außerdem mit Nahrungsergänzungsmitteln wie Omega3, Magnesium und Eisen unterstützen. Alkohol, Kaffee, Milchprodukte und Zucker haben außerdem einen negative Effekt auf die Hormonproduktion und fördern die Ausschüttung von Prostaglandinen, weshalb es sich lohnt diese in Maßen zu konsumieren oder für einen längeren Zeitraum wegzulassen.
Lifestyle & Mindset
Erlaubst du deinem Körper während der Menstruation zu ruhen oder ignorierst du dieses Bedürfnis und pusht dich über deine Grenzen? Die monatliche Blutung ist eine natürliche Pause, die wir nutzen sollten, um zu ruhen, zu reflektieren und uns zu erholen. Genügend Schlaf, warme und nährende Speisen, Pause vom Leistungssport und ein Mindest, dass sich Pausen erlaubt, können sich positiv auf den Zyklus auswirken. Stress ist ein großer Faktor in Sachen Regelschmerzen. Es ist ok, nicht jeden Tag gleich viel Energie zu haben und mal nicht produktiv zu sein.
Menstruationshygieneartikel
Die Wahl der Produkte, die du für deine Menstruation verwendest, kann sich auf deine Schmerzen auswirken. Tampons sind für viele Menschen austrocknend und hindern den natürlichen Blutfluss. Der Umstieg auf eine Tasse ist zwar besser, aber auch diese kann durch den Unterdruck zu viel Spannung im Beckenboden auslösen. Der Umstieg auf (waschbare) Binden oder Menstruationsunterwäsche erlaubt nicht nur, dass das Blut wieder natürlich fließen kann, es reduziert bei manchen auch Schmerzen und hilft, mit der eigenen Blutung in Kontakt zu kommen und einen gesunden Umgang damit zu entwickeln.
Wäre es nicht schön, wenn alle Menschen ihre Blutung als schmerzfreie Ruhepause genießen könnten? Hoffentlich hilft dir dieser Artikel dabei. Happy Bleeding!

Dieser Beitrag wurde verfasst von Eva Teja Tschiderer
Eva Teja Tschiderer ist studierte Kulturwirtin, Embodiment Coach, Doula und Yoga- & Meditationslehrerin und begleitet Menschen auf ihrem Weg zu mehr Selbstachtsamkeit, zyklischem Leben und Körperbewusstsein.