Ayurveda und der weibliche Zyklus
Jeder Mensch ist einzigartig. Nach diesem Grundsatz funktioniert die Ayurveda Lehre, eine der ältesten traditionellen Heilsysteme. Die meisten von uns haben schon mal was von TCM (Traditioneller Chinesischer Medizin) gehört. Etwas unbekannter aber mindestens genauso spannend ist Ayurveda, die traditionelle indische Heilkunst, die eng mit der Yogalehre verknüpft ist. Wie alle traditionellen Gesundheitsansichten ist auch der Ayurveda sehr eng mit der Natur und der Lehre der Elemente verbunden. Die 5 Elemente Luft, Äther, Feuer, Wasser und Erde sind die Basis auf denen der Ayurveda aufbaut.
Die Konstitutionstypen
Nach der ayurvedischen Lehre gibt es drei Konstitutionstypen bei uns Menschen. Diese werden als Doshas bezeichnet. Ich nenne sie gerne unsere ayurvedische DNA. Abhängig von individuellen Persönlichkeits- und Körpermerkmalen, kann sich jeder von uns in einem dieser Doshas wiederfinden.
Die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha sind eine Kombination der verschiedenen Elemente. Je nachdem welches Dosha gerade im Mittelpunkt steht, hat jeder von uns unterschiedliche Bedürfnisse. Daher gibt es im Ayurveda keine „one- sizefitsit all“ Lösungen oder Empfehlungen.
Wichtig ist auch noch zu wissen, dass die meisten von uns Mischtypen sind, und sich die Doshas aufgrund unsere Lebensumstände ändern können. Gesunde Menschen haben ein ausgewogenes Verhältnis aller drei Doshas in sich. Daher ist es auch das Ziel im Ayurveda dieses Gleichgewicht zu erhalten bzw. wieder herzustellen. Negative körperliche Symptome sind ein Zeichen, dass es ein Ungleichgewicht gibt, welches man beseitigen sollte.
Das Vata-Dosha
Vata entsteht aus Luft und Äther und verkörpert das sogenannte Bewegungsprinzip. Dem nach sind Vata Typen meistens körperlich und geistig sehr aktiv. Sie gelten als kreativ, neugierig aber auch sprunghaft und tendieren dazu Dinge oft nicht zu beenden. Körperliche Vata Merkmale sind drahtige, schlanke Körper, trockene Haut, dünne Haare und Nägel. Bei zu viel Vata fühlen wir innere Unruhe und sind leicht aus der Bahn zu werfen.
Das Pitta-Dosha
Pitta ist eine Kombination aus Feuer und Wasser und steht für eine große Umsetzungsstärke. Pitta Menschen sind sehr zielstrebig, echte Machertypen und haben ein feuriges Temperament. Sie sind meist muskulös und athletisch. Das Feuerelement führt aber auch dazu, dass sich dies im Körper in Form von Entzündungen, Schwitzen oder Sodbrennen zeigt, wenn man zu viel Pitta in sich hat.
Das Kapha-Dosha
Kapha wird durch die Elemente Wasser und Erde charakterisiert. Es steht für Stabilität und Ruhe. Eine eher starke Körperstatur und ölige Haut sind typische Kapha Merkmale. Kapha Menschen lieben Beständigkeit, sind sehr gelassen und auch liebevoll. Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme und Erkältungen sind Anzeichen, dass Kapha Überhand in uns hat.
Nach dieser kurzen Einführung möchte ich nun auf näher auf die Bedeutung der Doshas hinsichtlich des weiblichen Zyklus eingehen.
Wirkung der Doshas auf uns Frauen
Frauen durchleben ihr Leben lang unterschiedliche Hormonphasen, die viel stärker ausgeprägt sind als bei Männern. Diese Phasen haben eine starke Wirkung auf unser energetisches Gleichgewicht und beeinflussen unseren Organismus enorm.
Unser schnelllebiger Lebensstil, Stress, körperliche Überlastung der Konsum von Alkohol und zu viel Kaffee führen dazu, dass unsere Doshas noch rascher aus dem Gleichgewicht geraten. Vor allem die Vata Energien wie Schnelligkeit und Kreativität sowie Pitta Energien wie Zielstrebigkeit, Konkurrenzkampf und Erfolgsdruck, bestimmen unseren Alltag. Doch besonders diese Energien haben einen enormen Einfluss auf den weiblichen Körper.
Müdigkeit, Depressionen und Lustlosigkeit sind typische Anzeichen, dass wir zu viel Kapha haben. Eine Vata Störung hingegen zeigt sich durch Schlaflosigkeit, Nervosität und starke Monatsblutungen. Unser Pitta ist erhöht, wenn wir besonders unreine Haut haben, an Hitzewallungen leiden oder im schlimmsten Fall können auch Myome (kleine Gebärmuttertumore) die Folge sein.
Um sich von solchen meist stressbedingten Störungen zu befreien, helfen oft schon kleine Veränderungen im Alltag. Regelmäßige Mahlzeiten, eine bewusste Zubereitung des Essens und täglich ein paar kurze Atem- und Entspannungsübungen können hier schon viel bewirken. Du merkst, vor allem die Reduktion von Stress spielt eine wesentliche Rolle um im Dosha Gleichgewicht zu bleiben.
Der monatliche Zyklus und die Doshas
Wir Frauen sind stark von unserem monatlichen Zyklus beeinflusst. Je nachdem welche Zeit des Monats gerade beginnt, fühlen wir uns unterschiedlich, unser Energielevel und unsere Laune schwankt.
Im Ayurveda werden die einzelnen Zyklusphasen auch den einzelnen Doshas zugeordnet. Das heißt je nachdem was in unserem Körper gerade passiert, ist eines der Doshas vorherrschend und bestimmt wie wir uns fühlen.
Die Woche nach der Menstruation wird von Vata bestimmt. In dieser Zeit fühlen wir uns aktiv und leicht. Im Laufe der zweiten Woche steigt Pitta an und erreicht seinen Höhepunkt mit dem Eisprung. Jetzt sind wir besonders energiegeladen, fühlen uns stark und besonders attraktiv.
In der dritten Woche verringert sich der Pitta-Einfluss wieder und Kapha steigt langsam an und erreicht wenige Tage vor der Menstruation den Höhepunkt. Zu dieser Zeit sind wir meistens sehr ruhig und ausgeglichen. Wir fühlen uns durch das viele Kapha aber auch eher müde, haben oft Lust auf was Süßes, und erleben eine leichte Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen.
Tipp: Verzichte zu dieser Zeit auf zu salzige, fettige oder gebratene Speise und trinke besonders viel warmes Wasser. Ein zusätzlicher Verdauungsspaziergang tut dir ebenfalls besonders gut.
Der Grund für diese Kapha-Störung liegt meist daran, dass wir zu schwer und mineralstoffarm Essen. Aber auch der stressige Alltag führt dazu, dass wir den natürlichen Kapha Anteil in uns oft unterdrücken müssen.
Die Menstruationsbeschwerden (Heißhunger, Müdigkeit usw.) sind dann wie ein Hilfeschrei des Körpers, dass auch die weiblichen Anteile (Kapha Energie) mehr zum Ausdruck kommen müssen. In diesem Fall ist Ruhe besonders wichtig. Daher gönne dir zu dieser Zeit mehr Schlaf und gib auch dem Hunger nach Süßem mal ohne schlechtes Gewissen nach. Es ist die weiblichen Natur, sich in dieser Phase des Zyklus zurückzuziehen und zu pflegen.
In der Zeit während der Monatsblutung sind die Doshas im Ungleichgewicht, weshalb hier viele Frauen anfälliger als sonst für Krankheiten sind. Hier solltest du auf zu starke körperliche Anstrengungen verzichten und lieber ein paar ruhige Spaziergänge oder sanfte Yogaübungen machen.
Der Ayurveda bietet zahlreiche Empfehlungen um Menstruationsbeschwerden zu lindern oder zu vermeiden. Am wichtigsten ist es aber auf den eigenen Körper zu hören und den Bedürfnissen auch mal nachzugeben. Ein bewusster und ausgeglichener Lebensstil hilft uns dabei unsere Doshas in Balance zu halten und uns auch während der besonderen Zeit im Monat rundum wohl zu fühlen.
Julia ist zertifizierter Ayurveda Lifestyle Coach und schreibt regelmäßig zu den Themen Ayurveda, gesunde Ernährung, Frauengesundheit. Ein ganzheitlicher Gesundheitsansatz nach dem Motto „Balance is the key“ ist ihr besonders wichtig. Bei Ihrem Coaching fokussiert sie sich auf die Themen Stressreduktion, Verdauung und Frauenthemen. Sie gibt regelmäßig Workshops und Vorträge um ihre Vision von einem ganzheitlichen gesunden Lifestyle weiterzutragen.